Peru Inkastraße / ein Reisebericht

Seit 22 Jahren ! führt Hauser bereits diesen Klassiker in Südamerika durch – nicht zu Unrecht, bei meiner ersten Führung im August 97 waren wir Alle begeistert von dieser Tour. Diese gelungene Mischung aus Kultur und landschaftlicher Schönheit sowie Trekking und Erholung stellt eine absolutes Highlight in Südamerika dar.

Diesmal haben wir, das sind 14 unerschrockene Trekker und ich, uns die Frühlingszeit ausgesucht, in der Hoffnung wenige andere Trekker und blühende Landschaften vorzufinden. Aber ist die Regenzeit schon zu Ende Anfang April?

Lima zeigt sich bereits von seiner schönsten Seite – kein grauer, trister Himmel wie im Sommer, Sonnenschein heisst uns willkommen. Nahe am Meer, in Miraflores, untergebracht beginnen wir unsere Reise mit einem fantastischem Fischessen im berühmten Rosa Nautico, ein Restaurant auf Stelzen ins Meer gebaut , ein traumhafter Sonnenuntergang über dem Pazifik ist das Dessert und ein Traumstart für diese Reise. Das sehenswerte Koloniale Zentrum der Stadt ist blitzblank sauber, viele Gebäude leuchten im frischen Anstrich – die Präsidentenwahlen stehen vor der Tür. Das Edelmetall im Goldmuseum leuchtet ebenso und manch einem Neuling bleibt der Mund offen stehen, bei all der Pracht. Was für ein Vorgeschmack auf die weiteren kulturellen Höchstleistungen der altindianischen Völker.

Die letzten Tropfen eines Schauers fallen bei unserer Ankunft in Cusco auf die Landebahn. Außer einem verregneten Nachmittag in Bolivien wars das schon – der Regengott war uns diesmal hold. Die Blumen und satten Wiesen strahlten mit der Sonne um die Wette – April ist unserer Meinung nach ein toller Peru Monat in Peru, kaum Touristen, wenig Staub und klare Sicht!

 Mauro, unser Führer, zeigt uns „sein“ Cusco, die alten Heiligtümer der Inkas, wie Coricancha, und die Klöster und Kathedralen, wunderschöne Bauten aus der kolonialen Epoche. Er ist hier geboren, ein reinrassiger Quechua Indio und spricht Englisch, Deutsch, Französisch und Japanisch fließend, eine Schule hat er nie besucht, die Sprachen sich an der Plaza im Kontakt mit den Touristen angeeignet.

 Unter strahlend blauem Himmel erkunden wir Sacsayhuaman, dieses Meisterwerk der Steinmetzkunst, ein gewaltiges Bollwerk aus tonnenschweren Steinen, die milimetergenau zusammengefügt sind, jetzt inmitten von Blumenwiesen. Mauro erklärt uns die Heilpflanzen, erzählt uns Geschichten aus der Mythologie und singt Lieder seines Stammes. Die Opferstätte von Kenko und die Inkabäder von Tambo Machay sind dank unseres großartigen Führers nicht weniger interessant.

Vollgesogen mit Kultur und nach überstandenem Jetlag, sind wir jetzt voller Tatendrang.Eine rasante Rafting Tour auf dem Hochwasser führenden Urubamba, einem Quellfluß des Amazonas, bringt uns ins Valle Sagrado, dem heiligen Tal der Inkas. Hier stehen wir staunend vor den gewaltigen Terassenanlagen von Pisac und den meterhohen Granitaltären der Festung Ollantaytambo. Mit welchen Eifer und Arbeitseinsatz haben diese Inkas nur ihre kulturellen Leistungen vollbracht – unglaublich! Leider interessierte dies die angreifenden Spanier wenig, Millionen ließen ihr Leben, umgebracht aus Habgier und, unter dem Deckmantel der Religion, ihrer Kultur beraubt.


Der heiligste Weg, der damaligen Zeit, der „Camino Inca“ Richtung Machu Picchu liegt uns nun zu Füßen, und hat nichts von seiner Faszination eingebüßt. Wie Pilger steigen wir andächtig die Stufen dieses fantastischen Steinpfades. Der höchste Paß des Inkatrails ist immerhin 4150m hoch, die umliegenden schneebedeckten Gebirgszüge von Veronica und Vilcabamba entlohnen uns für diese Anstrengung. Wir passieren Runku Rakay und Sayacmarca, ehemalige Festungen, die einst diesen heiligen Pfad beschützten, der nur Auserwählten offenstand.

Was für eine Bauleistung wiederum im steilen Bergurwald – meterhoch ist der Weg mit Steinen aufgemauert, auch ein 12m-langer Tunnel wurde damals schon gebaut.

Unser Lager in Phuyupatamarca wie auf dem Präsentierteller – 1000m unter uns die Canyons des Urubamba, Bergurwald zieht sich bis zu den Gletschern gewaltiger Eisgebirge, gewaltige Gewitterwolken im letzten Abendlicht verzaubern diese Märchenlandschaft – Tolkien lässt grüßen. Wir verabschieden unsere treue Trägermannschaft, bedanken uns mit Kleidung und einem guten Trinkgeld für ihre harte Arbeit. Die Knie knirschen ganz schön beim Abstieg über Tausende von Stufen nach Winya Wayna, das wie ein Vogelnest im steilen Berghang hängt, die letzte große Festung vor unserem Ziel. Noch einmal durch einmaligen Bergurwald, umrankte Baumriesen, das Gelächter der bunten Papageien und die prachtvollen Orchideen sind unsere Wegbegleiter. Die letzten Schritte bis zum Sonnentor, dann plötzlich liegt sie wie durch Zauberei vor uns auf einem Berghang – die Stadt der Götter, Ziel so mancher Reiseträume, oft auf Bildern gesehen, aber in Natura noch viel schöner, einfach unbeschreiblich – Machu Picchu.

Für mich die schönste Synthese aus Architektur und sie umgebender Natur! Am späten Nachmittag und nochmal frühmorgens sind wir zur Besichtigung da, noch ohne große Touristenmassen, genießen die majestätische Anlage im unterschiedlichen Tageslicht und begreifen ganz langsam ihre Größe und Einmaligkeit.


Der berühmte Andenzug zum Titicacasee ist unser nächstes Highlight – komfortabel im Pullmann reisen wir andächtig und mit viel Zeit – für die knappen 380 km braucht die Dampflok schlappe 14 Stunden. Rüttelnd und schüttelnd geht’s bergauf, die Kellner balancieren wie Artisten das Essen, draußen ziehen malerische Täler vorbei, Kinder rennen mit uns um die Wette, das Erlebte der letzten Tage wird jetzt in unseren Köpfen nochmals verarbeitet - Entspannung pur! Die Wasserscheide Südamerikas ist erreicht, 4313m hoch, Richtung Osten fließt hier alles zum Amazonas, hinter dem Paß aber geht’s hinab zum Pazifik und es öffnet sich eine der größten Hochflächen der Erde, das Altiplano.

Der größte See Südamerikas empfängt uns mit Sonnenschein und geschäftigen Uros, sie wollen uns ihre bunten, wunderschön gewebten Decken verkaufen. Ihre Welt ist eine Schwimmende, „Waterworld“ auf Peruanisch, Häuser, Boote, ja die ganze Insel auf der man wohnt ist aus Schilf. Wir tuckern 2 Stunden weiter über dieses Binnenmeer, zur Insel Taquile. In einer Cooperative helfen hier alle Indianer zusammen, betreiben gemeinsam die Unterkünfte und Lokale für die Touristen, sowie die Bewirtschaftung ihrer Felder. Diebstahl ist unbekannt, eine Polizei gibt es nicht. Die Männer stricken, die Frauen weben und nirgends habe ich wohlhabendere Indios gesehen als hier. Im Hauptort ist ein Fest im Gange, die ganze Insel tanzt und lacht zur Musik der Dorfblaskapelle, knallbunt die Röcke und Trachten, wir am Rande nur staunende Beobachter.

Beschwingt nach diesem lebensfrohen Spektakel, wandern wir über lange Bergkämme, endlos weit der Blick über den tiefblauen See hinüber zur Cordillera Real und ihren 6000ern. Ein See dieser Größe und Schönheit wäre in Europa voller Segelboote und Frittenbuden, hier nichts dergleichen.

Zurück in Puno bringt uns der Bus nach Bolivien. Früher wohnten wir im Pilgerort Copacabana nahe der Grenze, jetzt gibt es, ganz neu, eine Öko-Lodge auf der berühmten Sonneninsel und wir sollen die ersten Gäste sein. Mann waren wir gespannt - jetzt sollen wir auch noch den südlichen Teil des Titicacasees kennenlernen!

Spät am Nachmittag setzten wir von der Landzunge bei Zampana über und stiegen steil die Stufen zum Dorf Challa empor. Doch wo war die Lodge? Aus der Ferne war nichts zu sehen von ihr. Plötzlich Blasmusik, das Orchester des Dorfes marschierte auf. Kein Fest wie in Taquile, nein, unsere Begrüßung. Wir sind völlig gerührt. Die Lodge wird von den Einheimischen betreut und verwaltet, sie liefern die nötigen Nahrungsmittel und sind am Erfolg beteiligt. Die Bauten sind perfekt in das Dorf integriert, im gleichen Stil wie die der Indios errichtet. Solarzellen sorgen für das warme Wasser, ein Holzkasten hinterm Haus mit dunklem Glasdach, speichert die Wärme der Sonne und gibt in der Nacht die warme Luft in den kleinen Schlafraum ab – ökologisch und perfekt gelöst. Die Gastgeber überschlagen sich, wir können gar nicht soviel essen und trinken, wie sie auftragen. Bei soviel Gastfreundschaft träumt man richtig tief! Der Sonnenaufgang über der Königskordillere spart nicht an kitschigen Farben, beeindruckend ebenso die lange Wanderung vom nördlichen Ruinenkomplex Chincana über einen Höhenweg, der uns die ganze Schönheit der größten Insel im See zeigt. Traurig nehmen wir Abschied, in Geiste das Versprechen, wieder zu kommen, zur Isla del Sol.

Ein 4 tägiges Trekking wartet nun auf uns, die Condoriri Gruppe der Königskordillere lockt. Die Treiber und ihre Lamas erwarten uns bereits, blitzschnell ist das Gepäck verstaut und wir sind unterwegs zum Gletschersee auf 4600m. Eisflanken und Gletscherzungen fallen hier herab von den höchsten Gipfeln, enden ein paar hundert Meter hinter unseren Zelten. Einsam und kalt ist es hier oben, aber auch wunderschön. Vor dem Schlafengehen macht jeder noch einen kleinen Abendspaziergang und bereitet sich geistig auf die Besteigung „unseres „ Fünftausenders vor. Mit Uli wette ich, daß wir den Gipfel des 6000ers Huayna Potosi ohne Wolken sehen werden. Beim Anstieg über die Geröllflanke des Cerro Negro habe ich schon gewonnen, ein Traumtag mit 200km Fernsicht versaut meinem Freund diese Wette! Hinter dem Paß unglaublich viel Altschnee – wo im Herbst unangenehmer Schieferschotter den Weg erschwert hat, liegt diesmal 2m hoher hartgepreßter Schnee, leicht angefirnt, so brauchen wir nicht mal Steigeisen. Einfach ideal, wie in Trance gehts schnell 300m hinauf, die Wächte am steilen Gipfel Grat hängt einige Meter über, kein Künstler hätte dies schöner gestalten können.

Lachend liegen wir uns am Ziel, auf 5300m, in den Armen. Was für ein Rundblick! Im Westen der Titicacasee, von Nord nach Süd, wie die Perlen einer Kette die „Großen „ der Königkordillere, Illampu,. Ancohuma, Huayna Potosi und Illimani. Direkt vor uns der Condiriri Hauptgipfel im gleißenden Sonnenlicht, tief verschneit, darüber ein blauer Himmel mit langgezogenen Ciruswolken – kann Bergsteigen und unsere Welt schöner sein!?

In der Nacht schneit es und nach dem zweiten Paß Richtung Süden, fängt es auch noch an zu nieseln. Egal, wir haben soviel Wetterglück gehabt, uns kann nichts mehr erschüttern. Die Stimmung ist völlig ausgelassen, als uns der Bus über eine halsbrecherische Bergwerksstraße Richtung La Paz bringt. Unsere Gruppe ist auf Grund der vielen tollen Erlebnisse schon längst zu einem verschworenen Haufen zusammengewachsen.

Die höchstgelegene Großstadt der Erde liegt in einem gewaltigen, trichterförmigen Canyon. Im Zentrum, auf 3600m, dort wo das Klima einigermaßen erträglich und warm ist, die Wolkenkratzer und Villen der Reichen, dann immer höher hinauf bis auf über 4000m, kleben die in verschiedenen Rottönen bemalten Häuser der Armen und Ärmsten, wie Vogelnester in der steilen Sandsteinwand. Ein Anblick, der wohl einmalig ist auf dieser Welt.Wir besuchen die Reste des kolonialen Erbes dieser verrückten Stadt, Plaza Murillo, die Calle Jaen und den Platz um die Kirche San Franzisco. Am meisten fasziniert uns das brodelnde Leben der farbigen Märkte und Basare, die Menschenmengen, die hin und her wogen, mit Gesichtern aller Volkstämme Boliviens.

Ein Tagesausflug bringt uns zu den Ruinen von Tiahuanaco, einem bedeutenden Kultplatz aus der Vor-Inka-Zeit. Die herausragende Steinmetzkunst an den großen Stelen und Monolithen aus Andesit, wurde schon 1000 Jahre vor den Inkas, hier zur Perfektion gebracht. Manchmal hätte man gern eine „Zeitmaschine“ zur Hand, um zurückzureisen in jenen Zeiten als die Kulturen Südamerikas in ihrer Blüte standen...

Der lange Flug über die Urwälder Brasiliens, bringt uns zurück in die Heimat. Noch lange Zeit wird uns die Geschichte der Inkas, das freundliche Lächeln der Indios und die vielfältigen Eindrücke dieser abwechslungsreichen Reise in Erinnerung bleiben.

Adios y nos vemos otra vez!

Michael Markewitsch, Reiseleiter Hauser Exkursionen

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